Turkey’s geopolitically motivated industrial and supply chain policy implies close ties to Germany as well as a security and economic policy orientation towards the EU. Ankara wants to bring production and sales into line with EU standards and establish a green high-tech and services economy. However, its decarbonisation measures remain inadequate. Turkish stakeholders see disruptions to global supply chains as creating the opportunity to relocate European production chains to Turkey (nearshoring). The government, the private sector and business organisations are all working to expand sustainable energy supplies. Turkey’s authoritarian domestic policy – namely, the dismantling of democracy, repression and disregard for the rule of law – makes it extremely difficult to deepen bilateral cooperation. Despite close economic ties, there are normative differences between Germany and Turkey and a consistent strategy to overcome them is lacking. Rather, the Turkish government is focused on using industrial policy to compensate for shortcomings in the rule of law. Amid the geopolitical tensions between the United States and China, Turkey is performing a delicate balancing act: it is maintaining its ties to the West while at the same time expanding its technology partnership with China and energy cooperation with Russia. German policy towards Turkey requires a strategic rethink. It should endeavour to promote economic stability, strengthen Turkey’s security policy integration into Europe and counteract Ankara’s strategic rapprochement with Moscow and Beijing. Going forward, cooperation should be made conditional on democracy, the rule of law and human rights.
Die Zahl indischer Migrant:innen in Deutschland ist in den letzten Jahren stark gestiegen. Sie helfen hierzulande besonders den Fachkräftemangel in MINT-Berufen zu lindern. Indien ist das wichtigste Herkunftsland für Arbeits- und Bildungsmigration. Das Profil der Migrant:innen wandelt sich derzeit. Es kommen weniger Expert:innen mit der Blauen Karte EU, dem wichtigsten Aufenthaltstitel für hochqualifizierte Arbeitskräfte, und mehr Studierende, Auszubildende und beruflich qualifizierte Personen zur Jobsuche oder Anerkennung von Qualifikationen. Das 2022 zwischen Berlin und Neu-Delhi geschlossene Migrations- und Mobilitätspartnerschaftsabkommen (MMPA) ergänzt den deutschen Rechtsrahmen zur Fachkräftegewinnung nicht durch zusätzliche Zugangswege. Doch es verbessert die praktische Umsetzung selbstorganisierter Migration aus Indien, etwa durch beschleunigte Visaverfahren. Die Gemeinsame MMPA-Arbeitsgruppe bietet die Möglichkeit, im Dialog mit der indischen Regierung die Potentiale der zunehmenden Migration zu nutzen, aber auch die daraus erwachsenden Herausforderungen zu meistern, etwa die unzureichende Regulierung privater Vermittlungsagenturen. Das Beispiel Indien zeigt, dass Deutschland über seine Außenstrukturen noch viel stärker im Herkunftsland ansetzen muss, um – mit Hilfe der migrationsbezogenen Entwicklungszusammenarbeit – neue Konzepte zur fairen und erfolgreichen Fachkräftegewinnung für Deutschland zu erarbeiten. Die Migrationskooperation mit Indien ist ein verbindendes Element in den wichtiger werdenden deutsch-indischen Beziehungen. Themen bilateraler Kooperation wie Digitalisierung, künstliche Intelligenz und Klimaschutz sollten systematisch mit Wissensaustausch und der Mobilität von Fachkräften in der jeweiligen Branche verbunden werden.
In ihrer 2025 neu erstellten Bedrohungseinschätzung (Serious and Organized Crime Threat Assessment, SOCTA) konstatiert die europäische Polizeibehörde Europol einen deutlichen Wandel der Bedrohungslage durch organisierte Kriminalität. Gegenüber dem Vorgängerbericht von 2021 stellt Europol sogar eine veränderte DNA der organisierten Kriminalität fest. Diese hat sich besonders im Zuge der Covid-19-Pandemie verstärkt auf digitale Kanäle verlagert, wo kriminelle Dienstleistungen einfach und mit niedrigen Zugangsschranken angeboten werden. Transnational organisierte kriminelle Lieferketten verbinden Deutschland und Europa inzwischen fest mit anderen Weltregionen. Das zeigt sich an der aktuellen Kokainschwemme und der wachsenden Konkurrenz auf europäischen Märkten. Auch benutzen gerade autoritär regierte Staaten organisierte Kriminalität zunehmend als geopolitisches Vehikel, etwa um Sabotageakte zu verüben, Spionage zu verschleiern oder Sanktionen zu umgehen. Davon sind die Mitgliedstaaten der Europäischen Union (EU) und ihre direkte Nachbarschaft besonders betroffen. Neben engerer internationaler Zusammenarbeit bedarf es besserer Abstimmung von Instrumenten des Innen- und Außenhandelns.