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Diplomacy & Defense Think Tank News

»Equity« als neues völkerrechtliches Leitprinzip in Pandemien

SWP - Wed, 07/08/2024 - 02:00

Auf der Weltgesundheitsversammlung im Mai 2024 wurde beschlossen, die Verhandlungen über ein internationales Pandemieabkommen zu ver­längern. Gleichzeitig wurden die Internationalen Gesundheitsvorschriften von 2005 umfassend reformiert. Ziel beider Instrumente ist es, bei Gesundheitsnotfällen und Pandemien eine bessere Verteilungsgerechtigkeit medi­zinischer Güter zu gewährleisten. In beiden Instrumenten steht diese »Equity« im Mittelpunkt. Dieses Ele­ment ist für mehrere Länder des globalen Südens nicht verhandelbar. Für die Wirksamkeit beider Instrumente ist es nötig, dass die Länder des globalen Südens ihnen beitreten – dies ist unerlässlich für eine bessere Prävention, Vorsorge und Bekämpfung zukünftiger Pandemien. Da Deutschland und die EU das Pandemieabkommen und die Inter­nationalen Gesundheitsvorschriften unterstützen und werden umsetzen müssen, sollten sie Equity als Leitprinzip vorantreiben. Dies sollte sowohl Garantien für einen gerechteren Zugang zu Arzneimitteln bei künftigen Pandemien beinhalten als auch Finanzinstrumente zur Stärkung der Gesundheitssysteme. Bestehende rechtliche Hindernisse für eine schnellere Verteilung pan­demie­bezogener Produkte lassen sich überwinden. Ein gesetzlich ver­ankertes System des Pathogen Access and Benefit-Sharing kann im Ergebnis dazu führen, dass Hersteller einen bestimmten Prozentsatz ihrer Echtzeitproduktion pandemiebezogener Güter der Weltgesundheits­organisation zur Verfügung stellen, die diese dann weltweit verteilt. In der aktuellen Fassung des Pandemieabkommens wird bestätigt, dass die Weltgesundheitsorganisation keine weiteren Befugnisse erhalten wird, die nationale gesundheitspolitische Gesetz­gebung zu steuern. Bei der Formulierung anderer neuer völkerrechtlicher Verpflichtungen zur Gesundheitspolitik bei Pandemien sollten diese Vorrechte der nationalen Behörden ebenfalls anerkannt werden.

Marcel Fratzscher: „Die Talfahrt an den Börsen ist eine notwendige Korrektur überbewerteter Unternehmen“

Den Einbruch der Aktienmärkte an den weltweiten Börsen kommentiert DIW-Präsident Marcel Fratzscher wie folgt:

Die Korrekturen an den Börsen sind notwendig und richtig. Die Börsen sind trotz Pandemie, Energiekrise und einer schwachen Weltwirtschaft in den vergangenen Jahren stark gestiegen und haben sich deutlich von der Entwicklung der Wirtschaft abgekoppelt. Was wir nun sehen, ist eine Korrektur der Überbewertungen vieler Unternehmen an den Aktienmärkten. Vor allem der Hype um Künstliche Intelligenz hatte in den vergangenen Monaten die Börsenpreise getrieben; mit dem Platzen der Blase kommt es nun zu dieser Korrektur. Ich erwarte auch in den kommenden Jahren größere Korrekturen an den Aktienmärkten, da viele Unternehmen nach wie vor überbewertet sind und viele Investoren mit ihren Spekulationen zu einer Blase beigetragen haben. Es ist schwierig Überbewertungen und Blasen akkurat zu messen, die Diskrepanz bei den Bewertungen ist jedoch signifikant und auch das Risikoverhalten nimmt nun wieder ab. 

Die Zentralbanken werden nicht auf die Korrekturen der Aktienmärkte reagieren, da diese sich weder negativ auf die wirtschaftliche Entwicklung noch auf die Finanzstabilität auswirken werden. Zudem unterstützt die Geldpolitik der US-Notenbank und der EZB die Aktienmärkte, weil sie nun am Anfang eines Zyklus von Zinssenkungen stehen. So hat die EZB bereits seine erste Zinssenkung unternommen, und die US-Notenbank Federal Reserve dürfte im September folgen. Dies macht es Regierungen und Unternehmen auch leichter, künftige Schulden zu finanzieren.

Postdoc (f/m/d)

The Energy, Transport and Environment Department comprises three research areas and examines energy, transport, and environmental policy strategies for sustainable development. In order to investigate options for a climate-friendly, competitive and secure energy supply and mobility, the department develops and uses quantitative economic optimization and equilibrium models, which are made available open source, as well as econometric methods. Within the department, the research area “Transformation of the Energy Economy” focuses on the transition to fully renewable energy systems, considering various options of sector coupling, energy storage, and other sources of flexibility. Its main tool is the open-source power sector model DIETER.

Starting preferably on 1 January 2025, the abovementioned research area at DIW Berlin is looking for a

Postdoc (f/m/d)

(Full-time with 39 hours per week)

This position is suitable for scientific qualification according to § 2 (1) WissZeitVG.


Postdoc (w/m/d)

Die Abteilung Energie, Verkehr, Umwelt am DIW Berlin erforscht verschiedene Strategien einer nachhaltigen Entwicklung in den Bereichen Energie, Verkehr und Umwelt, um fundierte politische Empfehlungen zu formulieren. Im Verkehrskontext sind die Auswirkungen der Transportpreise und der Infrastrukturpolitik von größter Bedeutung. Die Abteilung leistet einen wichtigen Beitrag zur Verfügbarkeit von Verkehrsdaten in Deutschland und entwickelt und nutzt ökonometrische Methoden in der Forschung zu klimafreundlichen und wettbewerbsfähigen Verkehrsmärkten.

Wir suchen ab dem 1. Januar 2025 eine*n

Postdoc (w/m/div)

(50%-Stelle mit 19,5 Stunden/Woche)

Diese Stelle ist zur wissenschaftlichen Qualifizierung gemäß § 2 (1) WissZeitVG geeignet.


The Narrow Limits of Ethiopia’s National Dialogue

SWP - Mon, 05/08/2024 - 02:00

Ethiopia has long been in a period of upheaval characterised by massive levels of violence. Relations between the largest ethnic groups are in flux, as is their relationship with the government. The state lacks legitimacy in the central regions of the country, its monopoly on the use of force is contested, and it does not have enough financial resources to provide for the population on a nationwide scale. The national dialogue is intended to facilitate Ethiopia’s transformation and increase support for the state among the population. However, the conditions for a confidence-building dialogue are not in place, given the armed uprisings in the two most populous states of Amhara and Oromia; the severely restricted independence of the media and free­dom of expression; and the dominance of the ruling party in parliament and society. An additional structured dialogue at the level of the most important political players could mitigate one of the main weaknesses of the process. International actors who, like Germany, support the national dialogue should be careful not to allow themselves to be used for authoritarian consolidation.

Se taire face à l’enfer de Gaza ?

IRIS - Thu, 01/08/2024 - 16:43

Cela fait 10 mois que la population gazaouie est soumise aux bombardements intenses de l’armée israélienne. Les systèmes sociaux et sanitaires sont compléments détruits et le bilan humain ne cesse de s’accroître : The Lancet évoque même près de 186 000 morts dans le conflit à Gaza. Si les attentats du 7 octobre sont inqualifiables et doivent être condamnés, rien ne justifie la réponse disproportionnée orchestrée par Benjamin Netanyahou, une réponse qui ne porte pas ses fruits puisque le Hamas n’a pas été éradiqué et tous les otages n’ont pas été libérés. Face à l’enfer que vivent les civils gazaouis, il est impossible de se taire sur le va-tout militaire de Benjamin Netanyahou qui mène tout droit à l’embrasement général. L’analyse de Pascal Boniface

Die aufkommende Geopolitik von Carbon Capture & Storage (CCS) in Asien

SWP - Thu, 01/08/2024 - 02:00

Derzeit verschärft sich der Wettbewerb um die CO2-Abscheidung und ‑Speicherung sowie ‑Nutzung (CCS/CCU). Bislang (noch) von Nordamerika dominiert, sind es nun insbesondere Akteure im Großraum Asien – von Saudi-Arabien bis Japan –, die diese Technologien vorantreiben. In deren sich abzeichnender Geopolitik geht es (für Ener­gie-Geopolitik untypisch) weniger um Rohstoffe, sondern eher um Technologie, Geo­logie und vor allem Industrieführerschaft. Einerseits erfordern die Entwicklungen, dass Deutschland und Europa ihr klimaaußenpolitisches Verständnis wie auch ihre Instru­mente pragmatisch anpassen. Andererseits sollte mit der Technologie proaktiv um­gegangen werden, um in Technologie und Industrie nicht den Anschluss zu verlieren.

Naher Osten: »Region ist einem möglichen Krieg näher gerückt«

SWP - Thu, 01/08/2024 - 00:47
Nach den Angriffen in Teheran und Beirut auf ranghohe Verbündete des Iran scheint die Lage in Nahost immer unübersichtlicher zu werden. Der Islamwissenschaftler Steinberg erklärte in den tagesthemen, die Region sei einem möglichen Krieg näher gerückt.

Emerging Lessons from MINUSMA’s Experience in Mali

European Peace Institute / News - Wed, 31/07/2024 - 18:24

Established in 2013 by the UN Security Council, the United Nations Multidimensional Integrated Stabilization Mission in Mali (MINUSMA) aimed to stabilize the situation in northern Mali, support the political transition, protect civilians, and promote human rights amidst ongoing conflict and instability. The mission’s mandate evolved over its ten-year tenure to address the changing political and security landscape, leading to its withdrawal at the request of the Malian government in 2023.

In this context, the International Peace Institute (IPI), the Stimson Center, and Security Council Report, with support from the German Federal Foreign Office and the Swiss Federal Department of Foreign Affairs, organized a workshop to discuss takeaways learned from MINUSMA’s ten-year presence in Mali. Held on June 13, 2024, the workshop brought together UN officials, member states, civil society stakeholders, and independent experts to assess successes and challenges related to the mandate, with the objective to draw lessons from MINUSMA’s experience that could ensure more realistic, effective, and achievable mandates in future UN peace operations.

Key takeaways from the discussion include recognition of MINUSMA’s crucial role in supporting the 2015 Peace and Reconciliation Agreement, protecting civilians, and stabilizing urban centers. However, the mission faced significant challenges, particularly due to the lack of a stable peace to maintain and the volatile political environment following two coups. Despite its efforts to adapt, MINUSMA struggled with host-state consent, resource constraints, and the complexities of an asymmetric threat environment. The lessons learned from MINUSMA point to the importance of political consensus, multistakeholder partnerships, and realistic alignment between mandates and resources for the success of future peacekeeping missions.

Will Trump die Wahlen in den USA abschaffen?

SWP - Wed, 31/07/2024 - 14:08
In den sozialen Netzwerken wird verbreitet, Trump habe in einer Rede angekündigt, die Wahlen in den USA abzuschaffen. Eine irreführende Aussage fiel zwar - der Kontext ist aber wichtig.

Netanyahou : la guerre pour seul horizon

IRIS - Wed, 31/07/2024 - 12:56

Alors qu’il venait de rencontrer le Guide suprême Ali Khamenei à Téhéran, Ismaël Haniyeh, le chef du bureau politique du Hamas, a été tué dans la capitale iranienne par une frappe ciblée, imputée aux services israéliens. Quelques jours après l’assassinat du numéro 2 du Hezbollah libanais, Fouad Chokr, l’armée israélienne peut se targuer d’avoir fait tomber une nouvelle tête d’un dirigeant impliqué dans les attentats du 7 octobre. Malgré les réticences de Washington et le risque d’expansion du conflit, c’est une politique offensive et militaire que Benjamin Netanyahou et son gouvernement continuent de mener après bientôt 11 mois de bombardements dans la bande de Gaza. En revanche, par ce va-tout belliqueux, Benjamin Netanyahou prend également le risque de couper court à toutes possibilités de négociations pour libérer les otages encore détenus par le Hamas.

L’analyse de Pascal Boniface

Türkischer Staatsfonds: Ein wirtschaftspolitisches Machtinstrument

SWP - Wed, 31/07/2024 - 10:55

Die fünf Mitgliedstaaten der Organisation der Turkstaaten haben im Mai 2024 den Turkic Investment Fund gegründet. Damit unterstrichen sie die wachsende Bedeutung von Staatsfonds in muslimischen Staaten und deren strategische Relevanz für die wirtschaftliche Entwicklung der Länder. Ein Beispiel hierfür ist der türkische Staatsfonds -Türkiye Varlık Fonu Yönetimi A.Ş. (TVF). 

Der TVF wurde 2016 per Gesetz etabliert und dient als langfristiger Investitionsfonds der türkischen Regierung. Sein strategischer Fokus liegt auf inländischen Unternehmen. Ende 2022 belief sich sein Gesamtvermögen auf 208,3 Milliarden Euro, was 37 Prozent des nationalen BIP entsprach. Mit Investitionen in 30 Unternehmen in sieben Wirtschaftsbereichen, darunter staatliche Banken wie Halkbank, Energieunternehmen wie Botaş, Telekommunikationsfirmen wie Turkcell oder die Fluggesellschaft Turkish Airlines, hat der TVF eine zentrale Rolle in der türkischen Wirtschaft übernommen. 

Politische Verankerung und internationale Wahrnehmung

Ursprünglich war der TVF dem türkischen Ministerpräsidenten unterstellt. Mit der Verfassungsreform 2017 änderte sich jedoch die institutionelle Anbindung des TVF. Präsident Erdoğan übernahm den Vorsitz. Die politische Verankerung von Staatsfonds ist in muslimischen Ländern nicht ungewöhnlich, wie auch die Beispiele Singapur, Katar und Saudi-Arabien zeigen. Dagegen betrachten institutionelle Investoren, insbesondere aus den USA, den TVF eher kritisch. Sie verweisen auf mangelnde Transparenz und das Risiko politischer Einflussnahme. 

Die Finanzierungsstruktur des TVF ist durch internationale Anleihen geprägt. Anfang 2024 hat der TVF eine fünfjährige Anleihe im Wert von 500 Millionen US-Dollar aufgelegt, deren Nachfrage mehrfach überzeichnet war. Westliche Banken wie die spanische BBVA, JPMorgan aus den USA und die britische Standard Chartered - waren federführend bei der Anleiheplatzierung. Die Einstufung des TVF durch die US-Ratingagentur Fitch mit der Bonität »B+«, also unterhalb des so genannten Investment-Grade-Bereichs, entspricht der aktuellen Einstufung türkischer Staatsanleihen und reflektiert die Risiken, die Investoren mit dem Fonds verbinden.

Im Vergleich zu anderen Staatsfonds in muslimischen Ländern, unterscheidet sich der TVF durch seinen Fokus auf inländische Investitionen. Während Fonds wie der PIF in Saudi-Arabien auch als außenpolitische Instrumente genutzt werden, konzentriert sich der TVF auf die Stabilisierung der türkischen Wirtschaft und die Förderung einheimischer Unternehmen. Renditeziele sind dabei nicht vorrangig. Mit seinen Kapitalbeteiligungen fungiert der TVF als Sicherungsinstrument für ausgewählte staatliche oder teilprivatisierte Unternehmen. 

Eine weitere Besonderheit ist die institutionelle Vernetzung mit anderen internationalen Staatsfonds. Ende vergangenen Jahres hielt der Norway Wealth Fund, der größte Staatsfonds der Welt, Anteile in Höhe von 1,3 Milliarden US-Dollar an 39 türkischen Unternehmen, von denen sich einige auch im Portfolio des TVF befinden. Diese Überschneidungen zeigen, wie Staatsfonds verschiedener Länder zunehmend auf dem internationalen Finanzmarkt kooperieren und ihre operativen Fähigkeiten erweitern.

Strategische Partnerschaften und Transparenz als Erfolgsfaktor

Der türkische Staatsfonds gewinnt mit seinen Unternehmensbeteiligungen zunehmend an Bedeutung für die langfristige Entwicklung der türkischen Wirtschaft. Acht Jahre nach seiner Gründung ist er zu einem festen Bestandteil der inländischen Investitionspolitik geworden. Zudem erweitert der TVF seine strategischen Handlungsoptionen auf den internationalen Finanzmärkten.

Trotz Kritik an möglicher politischer Einflussnahme wächst das internationale Anlegerinteresse an dem Fonds. Umso wichtiger ist es, die mangelnde Transparenz zu verbessern. In Zukunft könnte eine erfolgreiche Zusammenarbeit mit anderen Staatsfonds dem TVF helfen, seine internationale Position weiter auszubauen. 

Allerdings werden die Investitionen und die Vernetzung des Fonds von der Stabilität der türkischen Wirtschafts- und Finanzpolitik abhängen. Die im vergangenen Sommer begonnene Hinwendung zu einer konventionellen Wirtschaftspolitik kann dazu beitragen, internationale Fondsmanager zurückzuholen, die in den Jahren zuvor aus dem türkischen Markt geflohen waren.

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